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Rot, Scharf, Kult – Die Berkel

Berkel in UdineSeit meinen ersten Friaul-Besuchen muss ich immer stehen bleiben wenn ich eine sehe und kann mich nicht trennen von diesem Traum in Rot und Chrome. Nein ich treibe mich nicht in den Autohäusern zwischen Tarvis und Muggia herum und bin nicht auf der Suche nach einem italienischen Sportwagen. Die Berkel ist aber sicherlich der Ferrari unter den Aufschneidemaschinen.

Oft hab ich mir die Frage gestellt, was dran ist an dieser manualen Schinkenaufschneidemaschine?!

Wilhelmus Adrianus van Berkel entwickelte in den 1890er Jahren eine Maschine mit Handautomatik, um Schinken und Wurstwaren schneller und präziser verarbeiten zu können.

Die Maschine funktioniert auch heute noch mit einfacher sowie effizienter Mechanik. Das Schwungrad setzt einen beweglichen Schlitten in Bewegung der mit einer Vorschubmechanik verbunden ist und einer scharfen, sich drehenden Klinge entgegengleitet. Pro Umdrehung rückt das Schneidgut um die gewünschte Schnittstärke weiter. Der Grund warum sich diese Art der Schneidemaschine vor allem beim Prosciutto bis heute durchgesetzt hat ist leicht erklärt. Da der Schinken gerade eingespannt wird, wird das weiche Fett des Schinkens nicht gegen die Klinge gedrückt. Das händische Drehen hat durchaus noch heute seine Berechtigung, da dadurch die Geschwindigkeit der Klinge langsamer ist und somit keine Reibungshitze entsteht, die das Fett des Schinkens zum Schmelzen bringen würde.

Hauchdünn gleitet der Schinken auf den Teller und muss nicht weiter veredelt werden. Womit auch die Frage beantwortet wäre, ob sie wirklich so gut schneidet oder manchmal nur zu einem reinen Wohn- und Lokalaccessoire verkommt. Mit einem Preis zwischen 5.000 und 25.000 Euro ist sie nur als Ausstellungstück fast zu schade. Da das Interesse an originalen Maschinen aus dem Hause Berkel sehr groß ist, gibt es schon Reproduktionen sowie mehrere Firmen die ähnliche manuelle Schneidemaschinen herstellen. Da Willi dem Charme der roten manuellen Schneidemaschinen bereits beim dritten Friaulbesuch erlegen ist, wird er in den nächsten Wochen mal seine Volano vorstellen.

Natürlich sind Geschmäcker verschieden und einige bevorzugen die eher rustikale Aufschneidetechnik des spanischen Jamon. Aber ich liebe den San Daniele so dünn, dass ich durch das Schinkenblatt den Spielbericht von Udinese Calcio in der Gazzetta dello Sport lesen kann. Um ein Grissini mit Rosmarin gewickelt und mit einem Glas Wein aus dem Karst lass ich dann meinen friulanischen Frühschoppen ausklingen. Cincin!

tutto-friuli-tipp: Man kann an einer Berkel nicht vorbei gehen ohne mal ein paar Scheiben abgeschnitten zu haben! Solltet Ihr die Gelegenheit haben hoffe ich für Euch, dass viele Gäste zu bewirten sind!